Fahrrad-Tour
Mit Doping aus der Steckdose ins Toggenburg
Eine Velotour von Amden nach Alt St. Johann und zurück ist beschwerlich - falls man sie auf einem normalen Bike unter die Räder nimmt.
Dass wir heute mit Elektro-Bikes - auch Flyer genannt - ins Toggenburg fahren können, «verdanken» wir einem dramatischen Ereignis. In der Nacht auf den 21. Januar 1974 lösten sich am Schwarzberg 50 000 Kubikmeter Fels, donnerten in Richtung Walensee und beschädigten die einzige Strasse nach Amden. Die Bevölkerung auf der Sonnenterasse über dem Walensee musste fürs Erste mit Helikopterflügen versorgt werden. Als provisorische Lebensader baute die Schweizer Armee innert weniger Tage zwischen Vorder Höhi und Starkenbach eine Betonpiste.
Wir holen die Flyer im Tourismus-Büro von Amden ab (Reservation nötig; die Miete pro Tag beträgt 40 Franken). Wir fahren bergwärts Richtung Arvenbühl und sammeln die ersten Erfahrungen mit den neuen Gefährten. Wer die Flyer wie normale Bikes in kleinen Gängen mit viel Kraft den Berg hinauf wuchten will, wird nicht sehr schnell vorankommen. Viel besser gehts in den mittleren Gängen. So erreichen wir bergauf bis zu 20 Stundenkilometer. Auf ebenen Strecken beschleunigen wir in den grossen Übersetzungen und fahren spielend 40 Stundenkilometer schnell.
Wie Epo und Rückenwind, Rasmussen oder Contador hätten wir an der Tour de France wohl nicht Paroli bieten können. Aber schneller als Cancellara wären wir sicher über die französischen Pässe gefahren. Wir fühlen uns, als ob uns Doping-Doktor Fuentes sein ganzes Repertiore verpasst hätte. In Strassenkleidern, aufrecht sitzend und grinsend überholen wir einen um den anderen Hardcore-Biker. Wobei wir immer wieder einen besorgten Blick auf die Batterieanzeige werfen.
Nach der Abzweigung ins Sell, auf der Höhe des Steinbruchs, erlischt das erste von drei Lämpchen. Weil wir schon weit vor unserer Marschtabelle liegen, kehren wir auf der Altschen ein. Für zwei Getränke, zwei hausgemachte, feine Kuchenstücke und ein Gipfeli bezahlen wir gerade mal zehn Franken. Auf der Passhöhe (Vorder Höhi) stellen wir unsere Bikes ab und geniessen ein schönes 360-Grad-Panorama. Besonders beeindruckt sind wir von den malerischen Felszacken im Norden: Schär, Jöggelisberg und Goggeien.
Schnelle Talfahrt
Jetzt schalten wir den Motor aus und fahren auf der Betonpiste ins Toggenburg. Hier offenbart sich (neben einem zu breiten Sattel) eine Schwäche der Flyer: Die Bremsen ziehen nicht so, wie sie bei einem zeitgemässen Fahrrad sollten. Nach ein paar Kehren sind unsere Finger klamm. Eigentlich hatten wir geplant, in Alt St. Johann zu essen. Weil wir mit den Flyern viel schneller vorankommen als geplant, gehen wir nicht ins «Schäfli», sondern kehren zurück. Auf halbem Weg zur Vorder Höhi macht die Batterie schlapp. Das Auswechseln mit der zweiten Batterie ist ein Kinderspiel. Anschliessend «fliegen» wir so schnell auf die Passhöhe, dass wir dort von Wanderern belagert werden. «Das müssen wir auch mal versuchen», sagen sie. Nun geniessen wir eine lange Talfahrt nach Weesen. Kurz vor der Galerie machen wir einen kurzen Halt und bewundern die Aussicht auf Mürtschenstock und Walensee. Nach dem zweiten Teil der Tempofahrt kehren wir im «Schwert» in Weesen zum Mittagessen ein.
Danach machen wir einen Abstecher zur Gäsi, wo die Linth in den Walensee mündet. Hier gibt es wild-romantische Strände mit viel Treibholz an den Ufern. Wer nicht im Restaurant essen will, findet hier schöne Plätze mit Feuerstellen. Wenns richtig heiss ist, bietet das kühle Wasser aus den Glarner Alpen eine willkommene Abkühlung. Zum Abschluss benutzen wir nochmals das Doping aus der Steckdose und brausen mit über 40 Sachen dem Hotel «Schwert» entgegen, wo wir die Flyer schweren Herzens zurückgeben.
Tourismus Amden-Weesen
Dorfstrasse 22
CH-8873 Amden
Tel: +41 (0)55 611 14 13
Fax: +41 (0)55 611 17 06
E-Mail: tourismus@amden.ch
Internet: www.amden.ch
Dass wir heute mit Elektro-Bikes - auch Flyer genannt - ins Toggenburg fahren können, «verdanken» wir einem dramatischen Ereignis. In der Nacht auf den 21. Januar 1974 lösten sich am Schwarzberg 50 000 Kubikmeter Fels, donnerten in Richtung Walensee und beschädigten die einzige Strasse nach Amden. Die Bevölkerung auf der Sonnenterasse über dem Walensee musste fürs Erste mit Helikopterflügen versorgt werden. Als provisorische Lebensader baute die Schweizer Armee innert weniger Tage zwischen Vorder Höhi und Starkenbach eine Betonpiste.
Wir holen die Flyer im Tourismus-Büro von Amden ab (Reservation nötig; die Miete pro Tag beträgt 40 Franken). Wir fahren bergwärts Richtung Arvenbühl und sammeln die ersten Erfahrungen mit den neuen Gefährten. Wer die Flyer wie normale Bikes in kleinen Gängen mit viel Kraft den Berg hinauf wuchten will, wird nicht sehr schnell vorankommen. Viel besser gehts in den mittleren Gängen. So erreichen wir bergauf bis zu 20 Stundenkilometer. Auf ebenen Strecken beschleunigen wir in den grossen Übersetzungen und fahren spielend 40 Stundenkilometer schnell.
Wie Epo und Rückenwind, Rasmussen oder Contador hätten wir an der Tour de France wohl nicht Paroli bieten können. Aber schneller als Cancellara wären wir sicher über die französischen Pässe gefahren. Wir fühlen uns, als ob uns Doping-Doktor Fuentes sein ganzes Repertiore verpasst hätte. In Strassenkleidern, aufrecht sitzend und grinsend überholen wir einen um den anderen Hardcore-Biker. Wobei wir immer wieder einen besorgten Blick auf die Batterieanzeige werfen.
Nach der Abzweigung ins Sell, auf der Höhe des Steinbruchs, erlischt das erste von drei Lämpchen. Weil wir schon weit vor unserer Marschtabelle liegen, kehren wir auf der Altschen ein. Für zwei Getränke, zwei hausgemachte, feine Kuchenstücke und ein Gipfeli bezahlen wir gerade mal zehn Franken. Auf der Passhöhe (Vorder Höhi) stellen wir unsere Bikes ab und geniessen ein schönes 360-Grad-Panorama. Besonders beeindruckt sind wir von den malerischen Felszacken im Norden: Schär, Jöggelisberg und Goggeien.
Schnelle Talfahrt
Jetzt schalten wir den Motor aus und fahren auf der Betonpiste ins Toggenburg. Hier offenbart sich (neben einem zu breiten Sattel) eine Schwäche der Flyer: Die Bremsen ziehen nicht so, wie sie bei einem zeitgemässen Fahrrad sollten. Nach ein paar Kehren sind unsere Finger klamm. Eigentlich hatten wir geplant, in Alt St. Johann zu essen. Weil wir mit den Flyern viel schneller vorankommen als geplant, gehen wir nicht ins «Schäfli», sondern kehren zurück. Auf halbem Weg zur Vorder Höhi macht die Batterie schlapp. Das Auswechseln mit der zweiten Batterie ist ein Kinderspiel. Anschliessend «fliegen» wir so schnell auf die Passhöhe, dass wir dort von Wanderern belagert werden. «Das müssen wir auch mal versuchen», sagen sie. Nun geniessen wir eine lange Talfahrt nach Weesen. Kurz vor der Galerie machen wir einen kurzen Halt und bewundern die Aussicht auf Mürtschenstock und Walensee. Nach dem zweiten Teil der Tempofahrt kehren wir im «Schwert» in Weesen zum Mittagessen ein.
Danach machen wir einen Abstecher zur Gäsi, wo die Linth in den Walensee mündet. Hier gibt es wild-romantische Strände mit viel Treibholz an den Ufern. Wer nicht im Restaurant essen will, findet hier schöne Plätze mit Feuerstellen. Wenns richtig heiss ist, bietet das kühle Wasser aus den Glarner Alpen eine willkommene Abkühlung. Zum Abschluss benutzen wir nochmals das Doping aus der Steckdose und brausen mit über 40 Sachen dem Hotel «Schwert» entgegen, wo wir die Flyer schweren Herzens zurückgeben.
Tourismus Amden-Weesen
Dorfstrasse 22
CH-8873 Amden
Tel: +41 (0)55 611 14 13
Fax: +41 (0)55 611 17 06
E-Mail: tourismus@amden.ch
Internet: www.amden.ch
Spezieller Hinweis
Einkehr: Bergrestaurant Altschen (an Wochenenden von Mai bis November geöffnet); Parkhotel Schwert, Weesen (täglich geöffnet).
Routenorte
Amden - Altschen - Vorder Höhi - Alt St. Johann - Vorder Höhi - Altschen - Amden - Weesen - Gäsi - Weesen
Startpunkt
Amden, Toursimusbüro
Zeit | Länge | Höhenmeter | Gipfel |
3h | 52km | 1267m | 1537 m.ü.M. |
Tourenmerkmale
hart
schwer
schön