Mountainbike-Tour
Corsgèla
Von Broglio fährt man auf der Hauptstrasse bis nach Prato, wechselt auf die linke Seite der Maggia und überquert nach kurzer Schotterstrasse die Schlucht des Val di Prato mittels einer Steinbrücke. Der Anstieg zu den Wiesen von Corsgèla ist knorrig und schwierig, führt aber zu einer genialen Abfahrt über eine weitere imposante Schlucht. In Broglio führt eine Kiesstrasse entlang der Maggia. Diese entwickelt sich nach etwa einem Kilometer zu einem steinigen Pfad. Im Bereich des Val Mala gibt es eine kurze Tragestrecke. Von Mulini bei Menzonio beginnt die Rückfahrt auf der Asphaltstrasse nach Broglio.
Von Broglio fahren wir auf der Hauptstrasse bis nach Prato, wechseln auf die linke Seite der Maggia und überqueren nach kurzer Schotterstrasse die eher unbekannte Schlucht des Val di Prato mittels einer Steinbrücke. Der Anstieg zu den Wiesen von Corsgèla ist knorrig und schwierig, führt uns aber zu einer genialen Abfahrt über eine weitere imposante Schlucht und durch einen herrlichen Fichtenwald. In Broglio lenken wir das Bike über eine Kiesstrasse entlang der Maggia. Diese entwickelt sich nach etwa einem Kilometer zu einem steinigen Pfad. Im Bereich des Val Mala gibt es dann nur noch ein Vorwärtskommen mit dem Bike auf den Schultern. Doch auch das legt sich. Bis zu den Mulini bei Menzonio begegnen uns kaum mehr ernsthafte Hindernisse. Die Rückfahrt nach Broglio lässt uns den Blick immer wieder auf das linke Ufer der Maggia werfen.
Das Val Lavizzara ist ein Tal mit starken Kontrasten: Zerklüfteten Abstürzen stehen sanftere, einladende Mulden und Hochebenen entgegen, die von tausenden Jahren Glazialerosion geformt wurden.
So dehnen sich am Fuss des finsteren Campo Tencia, dem höchsten Berg im Tessin, weite ebene Felder aus. Diese Oasen der Ruhe werden glücklicherweise von den Wäldern versteckt und sind schwierig erreichbar. So blieben sie vom vorrückenden Zement verschont.
15. Oktober
Bei der Fahrt auf der Strasse, die Cavergno und Prato Sornico verbindet, haben wir oft vermutet, dass am andern Ufer des Flusses ein kleines irdisches Paradies versteckt sei: Jedes Mal, wenn der Wind eine Lücke zwischen den Bäumen öffnete, sah man mit zarten Blumen gesprenkelte Wiesen, alte Siedlungen mit Steinbauten, zwischen Gras und Gebüsch angelegte Wege. So haben wir heute beschlossen, den blauen Himmel und die noch recht milde Temperatur zu nutzen, um diese verborgene Welt zu entdecken.
Wir fahren im Sattel nach Broglio, das vor einigen Monaten Ausgangspunkt eines spektakulären Ausflugs zur Alpe di Brunescio war. Statt zu den Maiensässen aufzusteigen, wählen wir diesmal die Kantonsstrasse, die durch das Val Lavizzara führt. Die Strecke ist eben und lässt uns Zeit, das Szenarium der Alpen zu betrachten, deren Gipfel schon vom Schnee beleckt sind.
In Prato verlassen wir die Hauptstrasse und schlagen eine Schotterstrasse ein, die sanft durch den Wald aufsteigt. Als die Steigung zunimmt, finden wir ein Schild, das eine für Radfahrer und Wanderer geeignete Route empfiehlt. Der flüssige und amüsante Single Track schlängelt sich durch den Kastanienwald und erreicht eine tiefe Schlucht. Eine Steinbrücke überwindet flugs den Wildbach und fügt sich harmonisch in die raue Landschaft ein.
Auf der andern Seite erwartet uns die Sonne. Der Weg durchfurcht die weiten Wiesen von Vedlà, die von schier endlosen Wäldern umgeben sind. Die Häuser der Siedlung stehen am Rande einer Lichtung, gegenüber einem kleinen Oratorium. Auf dem grasigen Kirchplatz murmelt ein Brunnen leise vor sich hin: Der schwache Strahl des kristallklaren Wassers vermag das Eis kaum noch zu durchdringen.
Nach wenigen hundert Metern stehen wir wieder an einer Gabelung: Die für Mountainbikes bestimmte Route verlässt diese kleine Hochebene, um an das Flussufer zu gelangen, während ein anderer Weg weiter auf halber Höhe verläuft. Von unserer unerschöpflichen Lust auf neue Entdeckungen verleitet, schlagen wir den zweiten Weg ein, der vorerst steil ansteigt, um dann flacher zu werden und den oberen Rand der grossen Wiesen von Corsgèla nachzuzeichnen. Der Maultierpfad ist aber nicht so flüssig: Er scheint die Umrisse der hundertjährigen Kastanienbäume
nachahmen zu wollen.
Nach einer kurzen Abfahrt sind wir bei einer alten Holzbrücke. Unter uns trillert der Ri di Tomè: Das Wasser fliesst sanft auf einer schönen natürlichen Rutschbahn, die aus glatten, abgerundeten Felsen besteht, doch ein grosser Lärchenstamm ist am schmalsten Punkt der Schlucht eingeklemmt und lehrt uns, wie reissend die Gewalt der Elemente bei Hochwasser sein kann.
Nach der Brücke geht es talwärts durch einen Kiefernwald, der so dicht ist, dass kein Licht eindringen kann. Der Boden ist von einer Schicht Kiefernadeln bedeckt. Sie absorbieren Vibrationen und Geräusche, sodass wir das Gefühl haben, in der Luft zu schweben. In Broglio geraten wir auf eine Schotterstrasse in Richtung Süden, die ein weites Feld mit schönen Hütten säumt. Wir fahren mehr als einen Kilometer mit irrer Geschwindigkeit dem Fluss entlang, im Wettstreit mit den kleinen Wellen, die seine Oberfläche kräuseln. Dann stossen wir plötzlich wieder auf einen schmaleren Weg, auch dem Flusslauf entlang. Hier ist es schwierig, im Sattel zu bleiben, denn der Pfad ist zwischen grossen, mit schlüpfrigem Moos bedeckten Steinen eingebettet.
Danach schneidet uns ein anderer Sturzbach den Weg ab. Die Strecke führt nun durch das unwegsame Val Mala; der Fluss schleppt riesige rostbraune Felsblöcke mit sich. Dadurch wird nach dem Blau des Himmels und den smaragdgrünen Tönungen des Mooses die farbliche Verherrlichung des Herbstes vervollständigt. Hier gibt es keine Brücken mehr. Wir sind gezwungen, mit dem Fahrrad auf den Schultern von einem Felsblock zum andern zu springen; nach wenigen leichteren Passagen erreichen wir aber das andere Ufer und setzen die Talfahrt fort.
Es folgen andere grosse Wiesen, und wir radeln locker auf den Kuppen und durch die Mulden des Geländes. Die Wälder werden immer dichter, und bald erleiden wir Schiffbruch in ihrer jahrhundertealten Einsamkeit.
Als wir uns Menzonio nähern, gibt es kein Weiterkommen. Der Fluss verschwindet zwischen den steilen Felswänden, der Weg klettert den Berg hoch. Zum Glück überquert eine schmale Brücke das Tal und erreicht die Asphaltstrasse. Nach einem Kilometer leichten Aufstiegs und einem kurzen Stück Schotter zwischen den Feldern sind wir wieder in Broglio.
Bevor wir nach Hause zurückkehren, werfen wir einen letzten Blick auf das linke Flussufer. In der abendlichen Ruhe scheint es uns, das krampfhafte Ächzen des Brunnens von Vedlà zu hören. In einigen Tagen wird seine Oberfläche von einem dünnen Schleier trockener Blätter eingehüllt sein und die tausend schillernden Funken im Schweigen der Verwahrlosung versinken.
Alfio Cerini, Tessin auf zwei Rädern, Dadò Editore, Locarno, 2008
Ascona-Locarno Tourist Office
Infodesk Vallemaggia
Centro Commerciale
CH - 6673 Maggia
Tel.: +41 (0)91 753 18 85
Fax: +41 (0)91 753 22 12
vallemaggia@ascona-locarno.com
www.ascona-locarno.com
Von Broglio fahren wir auf der Hauptstrasse bis nach Prato, wechseln auf die linke Seite der Maggia und überqueren nach kurzer Schotterstrasse die eher unbekannte Schlucht des Val di Prato mittels einer Steinbrücke. Der Anstieg zu den Wiesen von Corsgèla ist knorrig und schwierig, führt uns aber zu einer genialen Abfahrt über eine weitere imposante Schlucht und durch einen herrlichen Fichtenwald. In Broglio lenken wir das Bike über eine Kiesstrasse entlang der Maggia. Diese entwickelt sich nach etwa einem Kilometer zu einem steinigen Pfad. Im Bereich des Val Mala gibt es dann nur noch ein Vorwärtskommen mit dem Bike auf den Schultern. Doch auch das legt sich. Bis zu den Mulini bei Menzonio begegnen uns kaum mehr ernsthafte Hindernisse. Die Rückfahrt nach Broglio lässt uns den Blick immer wieder auf das linke Ufer der Maggia werfen.
Das Val Lavizzara ist ein Tal mit starken Kontrasten: Zerklüfteten Abstürzen stehen sanftere, einladende Mulden und Hochebenen entgegen, die von tausenden Jahren Glazialerosion geformt wurden.
So dehnen sich am Fuss des finsteren Campo Tencia, dem höchsten Berg im Tessin, weite ebene Felder aus. Diese Oasen der Ruhe werden glücklicherweise von den Wäldern versteckt und sind schwierig erreichbar. So blieben sie vom vorrückenden Zement verschont.
15. Oktober
Bei der Fahrt auf der Strasse, die Cavergno und Prato Sornico verbindet, haben wir oft vermutet, dass am andern Ufer des Flusses ein kleines irdisches Paradies versteckt sei: Jedes Mal, wenn der Wind eine Lücke zwischen den Bäumen öffnete, sah man mit zarten Blumen gesprenkelte Wiesen, alte Siedlungen mit Steinbauten, zwischen Gras und Gebüsch angelegte Wege. So haben wir heute beschlossen, den blauen Himmel und die noch recht milde Temperatur zu nutzen, um diese verborgene Welt zu entdecken.
Wir fahren im Sattel nach Broglio, das vor einigen Monaten Ausgangspunkt eines spektakulären Ausflugs zur Alpe di Brunescio war. Statt zu den Maiensässen aufzusteigen, wählen wir diesmal die Kantonsstrasse, die durch das Val Lavizzara führt. Die Strecke ist eben und lässt uns Zeit, das Szenarium der Alpen zu betrachten, deren Gipfel schon vom Schnee beleckt sind.
In Prato verlassen wir die Hauptstrasse und schlagen eine Schotterstrasse ein, die sanft durch den Wald aufsteigt. Als die Steigung zunimmt, finden wir ein Schild, das eine für Radfahrer und Wanderer geeignete Route empfiehlt. Der flüssige und amüsante Single Track schlängelt sich durch den Kastanienwald und erreicht eine tiefe Schlucht. Eine Steinbrücke überwindet flugs den Wildbach und fügt sich harmonisch in die raue Landschaft ein.
Auf der andern Seite erwartet uns die Sonne. Der Weg durchfurcht die weiten Wiesen von Vedlà, die von schier endlosen Wäldern umgeben sind. Die Häuser der Siedlung stehen am Rande einer Lichtung, gegenüber einem kleinen Oratorium. Auf dem grasigen Kirchplatz murmelt ein Brunnen leise vor sich hin: Der schwache Strahl des kristallklaren Wassers vermag das Eis kaum noch zu durchdringen.
Nach wenigen hundert Metern stehen wir wieder an einer Gabelung: Die für Mountainbikes bestimmte Route verlässt diese kleine Hochebene, um an das Flussufer zu gelangen, während ein anderer Weg weiter auf halber Höhe verläuft. Von unserer unerschöpflichen Lust auf neue Entdeckungen verleitet, schlagen wir den zweiten Weg ein, der vorerst steil ansteigt, um dann flacher zu werden und den oberen Rand der grossen Wiesen von Corsgèla nachzuzeichnen. Der Maultierpfad ist aber nicht so flüssig: Er scheint die Umrisse der hundertjährigen Kastanienbäume
nachahmen zu wollen.
Nach einer kurzen Abfahrt sind wir bei einer alten Holzbrücke. Unter uns trillert der Ri di Tomè: Das Wasser fliesst sanft auf einer schönen natürlichen Rutschbahn, die aus glatten, abgerundeten Felsen besteht, doch ein grosser Lärchenstamm ist am schmalsten Punkt der Schlucht eingeklemmt und lehrt uns, wie reissend die Gewalt der Elemente bei Hochwasser sein kann.
Nach der Brücke geht es talwärts durch einen Kiefernwald, der so dicht ist, dass kein Licht eindringen kann. Der Boden ist von einer Schicht Kiefernadeln bedeckt. Sie absorbieren Vibrationen und Geräusche, sodass wir das Gefühl haben, in der Luft zu schweben. In Broglio geraten wir auf eine Schotterstrasse in Richtung Süden, die ein weites Feld mit schönen Hütten säumt. Wir fahren mehr als einen Kilometer mit irrer Geschwindigkeit dem Fluss entlang, im Wettstreit mit den kleinen Wellen, die seine Oberfläche kräuseln. Dann stossen wir plötzlich wieder auf einen schmaleren Weg, auch dem Flusslauf entlang. Hier ist es schwierig, im Sattel zu bleiben, denn der Pfad ist zwischen grossen, mit schlüpfrigem Moos bedeckten Steinen eingebettet.
Danach schneidet uns ein anderer Sturzbach den Weg ab. Die Strecke führt nun durch das unwegsame Val Mala; der Fluss schleppt riesige rostbraune Felsblöcke mit sich. Dadurch wird nach dem Blau des Himmels und den smaragdgrünen Tönungen des Mooses die farbliche Verherrlichung des Herbstes vervollständigt. Hier gibt es keine Brücken mehr. Wir sind gezwungen, mit dem Fahrrad auf den Schultern von einem Felsblock zum andern zu springen; nach wenigen leichteren Passagen erreichen wir aber das andere Ufer und setzen die Talfahrt fort.
Es folgen andere grosse Wiesen, und wir radeln locker auf den Kuppen und durch die Mulden des Geländes. Die Wälder werden immer dichter, und bald erleiden wir Schiffbruch in ihrer jahrhundertealten Einsamkeit.
Als wir uns Menzonio nähern, gibt es kein Weiterkommen. Der Fluss verschwindet zwischen den steilen Felswänden, der Weg klettert den Berg hoch. Zum Glück überquert eine schmale Brücke das Tal und erreicht die Asphaltstrasse. Nach einem Kilometer leichten Aufstiegs und einem kurzen Stück Schotter zwischen den Feldern sind wir wieder in Broglio.
Bevor wir nach Hause zurückkehren, werfen wir einen letzten Blick auf das linke Flussufer. In der abendlichen Ruhe scheint es uns, das krampfhafte Ächzen des Brunnens von Vedlà zu hören. In einigen Tagen wird seine Oberfläche von einem dünnen Schleier trockener Blätter eingehüllt sein und die tausend schillernden Funken im Schweigen der Verwahrlosung versinken.
Alfio Cerini, Tessin auf zwei Rädern, Dadò Editore, Locarno, 2008
Ascona-Locarno Tourist Office
Infodesk Vallemaggia
Centro Commerciale
CH - 6673 Maggia
Tel.: +41 (0)91 753 18 85
Fax: +41 (0)91 753 22 12
vallemaggia@ascona-locarno.com
www.ascona-locarno.com
Spezieller Hinweis
Nicht fahrbar sind 5 - 15 Minuten.
Routenorte
Broglio - Prato Sornico - Vedlà - Corsgèla - Isola - Mulini - Broglio
Startpunkt
Broglio, Bushaltestelle
Zeit | Länge | Höhenmeter | Gipfel |
1.5h | 10.5km | 227m | 767 m.ü.M. |
Tourenmerkmale
hart
schwer
schön